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Das Licht geht aus, der Vorhang hebt sich und in biografischen Skizzen betreten zehn ausgewählte berühmte deutsche Männer die Bühne. Zehn kleine historische Theaterstücke -- so kann man sich diese von Christian Graf von Krockow vorgelegte Porträtsammlung vorstellen. Eine Metapher, die der Verfasser selbst wiederholt als Entree oder als Übergang von der Schilderung historischer sowie gesellschaftspolitischer Hintergründe zur eigentlichen Lebensbeschreibung anwendet. Krockow reiht sich mit seiner -- und dies gilt ebenso für seinen Band Porträts berühmter deutscher Frauen -- in die seit der Antike (Plutarch, Sueton, Aurelius Victor) bestehende und über das Mittelalter (Boccaccio) und die Neuzeit (Vasari) bis heute (z.B. Preußische Profile, Hitlers Krieger) gepflegte Tradition der Biografiesammlungen ein.
Von Krockow bietet mit seinen zehn Porträts von Martin Luther, Friedrich Wilhelm I., Immanuel Kant, F.A.L. von der Marwitz, Heinrich von Treitschke, August Bebel, Walther Rathenau, Georg Elser, Reinhard Heydrich und Helmut Kohl einen exemplarischen Querschnitt durch fünf Jahrhunderte und wichtige Stationen deutscher Geschichte und Gesellschaft. Hat man zunächst den Zwillingsband Porträts berühmter deutscher Frauen gelesen, stellt man erstaunt die Unterschiede zwischen ihnen fest: Die Auswahl der Porträtierten ist hier nachvollziehbar und interessant (Religion, Philosophie, Militär, Politik sowie die Extreme deutscher Vergangenheit sind vertreten), die Lebensläufe sind souverän und mit Detailkenntnis nachgezeichnet, die Darstellungen sind sachlicher und distanzierter (Treitschke). Man merkt den Texten an, dass ihr Verfasser sich auf vertrautem Terrain bewegt (Friedrich Wilhelm I., von der Marwitz, Elser). Biografien im Stil einer historischen Erzählung oder eines eher essayistischen Traktates sind dabei nicht jedermanns Sache.
Die ausufernden und einfach übernommenen Zitate -- besonders kritisch bei autobiografischen Schriften und textimmanenter Problematik -- sowie Abschweifungen auf Nebenschauplätze der preußisch-deutschen Geschichte dagegen bleiben. Manch grobe Vereinfachung (Heydrich, Kohl, Rathenau) hätte redigiert werden sollen, Kürzungen hätten den Lebensbeschreibungen mehr Dichte und Spannung verliehen. Wer einführende überblicksartige Darstellungen zu diesen Männern sucht, dem kann Porträts berühmter deutscher Männer empfohlen werden, alle anderen sollten zu speziellen Biografien greifen, die im aktuellen Literaturverzeichnis am Schluss des Bandes aufgelistet sind. --Osseline Kind
