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2002. Aus dem Amerikanischen von Karl-Heinz Siber. 439 Seiten. Originalpappband mit farbig illustriertem Originalschutzumschlag. 15 Abbildungen. H 22,5 x B 14,5 cm. Was liegt uns an der Bewahrung unseres kulturellen Gedächtnisses? Welche Zukunft bieten wir der Vergangenheit? Alexander Stilles faszinierende Reiseberichte erzählen vom Umgang mit Geschichte in einer globalisierten Welt - und sind gleichzeitig ein einzigartiger Spiegel unseres Lebensgefühls. "Alexander Stille hat einen kraftvollen Erzählstil - reich an Beobachtung, genauer Beschreibung und lebendigen Dialogen. Sein Buch ist ein Muß für alle, die sich für den Erhalt unserer bedrohten Kulturschätze einsetzen wollen." (Publishers Weekly). Man streift mit dem Autor um die Pyramiden von Giseh, hört Erklärungen zum Wiederaufbau der Bibliothek von Alexandria, ist mit im Boot über den Ganges und reist mit dem italienischen Forscher Scoditti nach Kitawa in Papua Neu-Guinea, wo die Verschriftlichung die mündliche Überlieferung zerstört.Wie geht man in verschiedenen Ländern mit Geschichte um? Höchst unterschiedlich, lautet die Antwort des New Yorker Journalisten Alexander Stille, der dieser Frage in elf Reportagen aus Europa, Afrika und Asien nachgegangen ist: In Ägypten versucht man, die Vergangenheit zu konservieren. Doch für die Archäologen, die in Gizeh mit der Erhaltung der berühmten Sphinx beschäftigt sind, führt das in ein Dilemma: Ihr Verfall ist nur mit einer Restaurierung aufzuhalten, durch die das Monument zugleich verändert wird. In China hat man Bewahrung dagegen schon immer als Erneuerung verstanden. Historische Originale durch moderne Kopien zu ersetzen, sieht man deshalb nicht als problematisch an. Und auf Kitawa, einer Südseeinsel vor der Küste Neuguineas, beschäftigen die alten Traditionen den Völkerkundler aus Italien heute stärker als die Insulaner selbst.
Das Interessanteste an Stilles Reisen an das Ende der Geschichte ist sein Blick für Paradoxien und Widersprüche: Der Neubau der Bibliothek von Alexandria zerstört antike Mosaiken. Ein Regenwaldprojekt in Madagaskar behütet das "Erbe der Menschheit" auf Kosten der lokalen Bevölkerung. Die Computerisierung des US-amerikanischen Nationalarchivs hat nicht zu mehr Ordnung, sondern zum digitalen "Daten-Overkill" geführt etc. Lesenswert ist Stille aber auch, weil er die Fähigkeit besitzt, lebendige Porträts zu zeichnen: Den kauzigen Oberlatinisten des Vatikans, der im Monteursanzug Latein als lebende Sprache unterrichet, hat man noch lange in Erinnerung.
Manchmal schwingt in den Reisen an das Ende der Geschichte eine Portion nostalgischer Globalisierungsskepsis mit. Doch mit Fukuyamas Idee vom "Ende der Geschichte" haben Stilles Reportagen nichts zu tun. Schade, dass der Verlag es deshalb nicht beim Titel des amerikanischen Originals belassen hat: The Future of the Past -- "Die Zukunft der Vergangenheit". --Bernhard Wörrle
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